Klinikum rechts der Isar, München
Bau 602 Am Biederstein
Institut für Zellbiologie des Nervensystems /
Toxikologie und Umwelthygiene
Umbau und Sanierung eines Laborgebäudes
Leistungsbild: |
Grundlagenermittlung
Planung Objektbetreuung |
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BGF: | 2050 m² | |
Bausumme: | 4.200.000 € | |
Fertigstellung: | April 2016 | |
Der gesamte Gebäudekomplex auf dem Gelände "Am Biederstein" des Klinikums rechts der Isar wurde 1924 für eine Heimnutzung konzipiert, in der Folge aber mit verschiedenen Nutzungen belegt (Verwaltungsgebäude, Krankenhaus, Laborgebäude).
Das Gebäude 602 wurde in mehreren Ausbauschritten den geänderten Nutzungen angepasst. Zwischen den Häusern 602 und 603 wurde ein zweigeschoßiger Verbindungsbau errichtet, der im Erdgeschoß den Gebäudezugang und im 1. Obergeschoß einen Hörsaal beinhaltet. Im Keller dieses Gebäudeteils befand sich inzwischen die Verteilerzentrale der Fernwärmeversorgung. Insgesamt sind die Gebäude 601 bis 608 über unterirdischen Technikgängen miteinander verbunden. Das Gebäude 602 wurde in den 50er Jahren mit einem Aufzug ausgestattet. Die Aufzugsüberfahrt und der Maschinenraum ragen über das Haupt-Mansarddach hinaus.
Im Jahr 1974 erfolgte im Gebäude 602 ein erster Umbau für eine Institutsnutzung (Labore). Hierbei wurden auch die haustechnischen Anlagen saniert, für die Labornutzung in den Geschoßen Erdgeschoß bis 2. Obergeschoß wurden den damaligen Anforderungen entsprechend Lüftungsanlagen eingebaut, der vertikale Verzug der Kanäle erfolgte in neu errichteten Schächten im zentralen Flur (Halle). Die Tragfähigkeit der Rippendecken (Dahmit-Decken) über Kellergeschoß bis 2. Obergeschoß wurde durch das Einziehen massiver Stahlbetonbalken von 200kg/m2 auf 500kg/m2 (Einleitlast 350kg/m2) der erforderlichen Nutzlast für Labornutzung entsprechend erhöht. Treppenläufe und Teilbereiche der Rippendecken wurden erneuert. Die Decke über 3. Obergeschoß zum Speicher wurde durch eine Fehlboden-Holzbalkendecke mit Kiesschüttung und Estrichauflage gebildet. Die unterseitige Bekleidung der Deckenbalken und der Dachsparren im ausgebauten Bereich bestand aus Putz auf Putzträgerplatten aus zementgebundener Holzwolle.
Die geplante Sanierung bzw. Umbau von Haus 602 ist nur bei absoluter Baufreiheit zu bewerkstelligen. Eine Nutzung des Erdgeschoßes während der Bauzeit ist nicht möglich. Für den momentanen Nutzer müssen angemessene temporäre Ausweichräumlichkeiten gefunden werden.
Das Gebäude steht im Ensemble als auch als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz. Veränderungen an der Gebäudesubstanz und an der Fassade wurden mit der Denkmalbehörde abgestimmt.
Die gesamte Haustechnik ist zu erneuern, umfängliche statische Maßnahmen sind erforderlich. Im Kellergeschoß werden daher nahezu alle Flächen für die haustechnischen Anlagen benötigt. Neben der Lüftungsanlage (Abluft und Zuluft) sind im Keller noch die Kältetechnik, das Trinkwasser-Trennsystem, und Flächen für EDV- und Elektro-Verteiler-Anlagen unterzubringen. Für die Abluft der Digestorien und Punktabzüge sind zusätzlich die bestehenden Flächen im Technikraum des Dachgeschoßes reserviert. Der Technikraum ist durch Abbruch der einengenden Kaminzüge, die nicht mehr in Betrieb sind, noch zu erweitern. Im 3. Obergeschoß ist eine von maschinellen Lüftungsanlagen gestützte Raumnutzung (Labore S1/S2) aufgrund der geringen Raumhöhe und der raumabschließenden, in ihrer Lastaufnahmefähigkeit begrenzten Bauteile der Dachkonstruktion nicht möglich. Dieses Geschoß wird wie bisher für Verwaltung und Gemeinschaftsräume genutzt werden.
Statik
Die nicht mehr genutzten Kaminzüge werden vom Kellergeschoß bis zum 3. Obergeschoß geöffnet, um zusätzlichen Platz für die Führung der Abluft (Digestorien) zu schaffen. Für die auf den Kaminwänden auflagernden Rippendecken sind Maßnahmen zur Abfangung der Lasten in Form von betonierten Scheiben erforderlich. Die Kaminzüge im Speicher müssen ab Oberkante Fußboden komplett abgebrochen werden, um die Technikzentrale im Dachgeschoß für die zusätzlichen raumlufttechnischen Anlagen zu vergrößern. Für neue Leitungsführungen sind die Decken- und Wanddurchbrüche herzustellen und nach Einbau der technischen Anlagen wieder zu verschließen. Im Bereich von Wänden mit Anforderungen an den Feuerwiderstand sind zugelassene Schotts erforderlich.
Die bestehenden Deckenaussparungen für die Lüftungsanlagen sind dem erhöhten Bedarf angemessen zu vergrößern. Die Rippendecken sind in diesen Bereichen statisch zu ertüchtigen. Für die Lüftungsgeräte im Kellergeschoß sind die Raumzuschnitte zu vergrößern. Hierbei sind tragende Wände aufwändig zu entfernen und die Lasten mit Unterzügen und Stützen sowie Eingriffen in die Fundamentierung abzuleiten. Für Installationsverzüge sind vertikal und horizontal umfängliche statische Maßnahmen zu ergreifen.
Brandschutz / Rettungswege
Der mangelhafte Feuerwiderstand der Decken ist durch unterseitiges Anbringen eines Brandschutzputzes zu ertüchtigen. Die Plattenbekleidungen der Decken in den Räumen im Erdgeschoß bis 2. Obergeschoß müssen dazu abgenommen und verbliebene Putzflächen abgeschlagen werden. Die erneuerten Leitungsanlagen sind entsprechend geforderter Feuerwiderstandsdauer an Wand- und Deckendurchführungen brandschutztechnisch abzuschotten. Abhängig von der Gefährdungsbeurteilung der Nutzung (S1/S2-Labore) ist ein 2. baulicher Rettungsweg erforderlich. Angesichts des vom Gewerbeaufsichtsamt regelmäßig für S2-Labore geforderten 2. Rettungsweges wird im Konzept eine Außentreppe als Stahlkonstruktion mitsamt aller Eingriffe in der Fassade an der Südseite vorgesehen. Diese führt vom 2. Obergeschoß bis auf das Gelände. Im 3. Obergeschoß mit reduzierter Gefährung und allgemeiner Nutzung wird analog dem Konzept für Bau 607 die Fensterrettung beibehalten. Die Feuerwehrumfahrten werden aktuell in einer separaten Maßnahme ertüchtigt.
Ausbau
Die bestehenden Verkofferungen und abgehängten Decken werden entfernt. Nach Ertüchtigung der Decken mit Brandschutzputz bleiben diese in allen Bereichen sichtbar. An den Rippen der Decke werden für die Aufhängung der Installationen Schienensysteme in den Putz eingearbeitet. Die Bekleidung der Dach- und Deckenflächen im 3. Obergeschoß wird abgebrochen und gegen eine Trockenbaubekleidung mit definiertem Feuerwiderstand (F30) ausgetauscht. Der Estrichaufbau im Speicher wird abgebrochen und nach Dämmung der Decke durch einen Trockenestrich ausgetauscht. Der in Folge des undichten Flachdachbereichs am Eingang durch Feuchte geschädigte Putz im Kellergeschoß wird durch ein Sanierputzsystem ersetzt. Die Bodenbeläge werden erneuert, einschl. der Sanierung / Erneuerung der Estriche in Teilbereichen. Die Wand- und Deckenflächen werden neu beschichtet, einschl. Spachtelung in Teilflächen. Alle Türen mit Zargen werden abgebrochen und erneuert, teilweise als Feuerschutztüren (Labore mit Sichtfenster). Die Sanitäranlagen werden komplett saniert, einschl. Boden- und Wandfliesen, Sanitärgegenständen und Trennwänden. Vertikale haustechnische Anlagen und Raumquerungen mit brandschutztechnischen Anforderungen werden mit Abkofferungen mit entsprechendem Feuerwiderstand ausgestattet.
Labormöblierung
Verbliebene Möbel und Festeinbauten werden entfernt. Das Isotopenlabor ist vor Rückbau freizumessen. Der Einbau einer durchschnittlichen Laborausstattung (Labor- und Arbeitstische, sowie Digestorien gemäß Funktionsprogramm) ist im Maßnahmenumfang enthalten.
Lüftung
Die Lüftungstechnische Anlage wird für eine Labornutzung vom Erdgeschoß bis zum 2. Obergeschoß ausgelegt. Sowohl die Zuluft-, als auch die Abluftanlage befinden sich im Keller. Zusätzliche Öffnungen bzw. Kellererweiterungen zur Einbringung der Anlage bzw. Luftführung sind erforderlich. Sämtliche Sanitär Leitungsanlagen sowie Sanitäreinrichtungen werden ausgebaut und erneuert. Die elektrischen Anlagen und EDV-Anlagen werden komplett neu aufgebaut.
Aufzug
Es wird eine neue Aufzugsanlage mit geschlossener Kabine und Durchladefunktion im Erdgeschgoß errichtet. Die Aufzugstüren werden gleichzeitig erneuert.